Sonntag, 25. Januar 2015

Osogna


Zu lange war ich nicht mehr am klettern. Prüfungen und eine Krankheit, wegen der ich fast zwei Wochen im Bett lag, hielten mich von den Felsen fern. Nach 26 Tagen des Leidens durfte ich endlich wieder ins Tessin. Zum ersten Mal merkte ich, wie streng das Tragen eines Crash-Pads ist. Normal herumlaufen konnte ich schon wieder gut, aber um die Belastung des Pads wegzustecken, konnte die Lunge den Sauerstoff noch zu wenig gut aufnehmen. Danke an alle Kollegen für die Hilfe. In Chironico genossen wir einen friedlichen Tag alleine zusammen mit vielen nassen Felsblöcken. Nicht viel anders sah es wenige Tage später in Cresciano aus.

Der dritte Ausflug in den Süden brachte endlich die erhofften perfekten Bedingungen. Wir entschieden uns für Osogna. Hier hatten wir alle noch viele, auch einfachere Boulder nicht geklettert. Als erstes steuerten wir jedoch gleich "Mary Poppins" an. Diese wunderschöne Platte gilt als einer der schöneren Faceclimbs in der Umgebung. Der Start von "Mary Poppins" ist einfach, gegen oben hin wird es immer schwieriger. Die letzten Zentimeter zur rettenden Kante müssen hart erkämpft werden. Manu holte sich eine saubere Begehung, an den kleinen Griffen fühlte er sich sichtlich wohl. Im Gegensatz zu Chrus und Manu konnte ich dank meiner Grösse alle schlechten Griffe bis auf eine einzige abschüssige Leiste auslassen. Mit dieser "Tall Man Beta" für alle über 1.80 m funktionierts vermutlich ein wenig einfacher. Auf den Bildern ist Manu in der seriösen Lösungsvariante zu sehen... Am Abend durchstieg Manu gleich noch den nächsten mächtigen Boulder. In "Rêve de Mario" zögerte er nicht lange, stellte kompromisslos und stand kurze Zeit später oben auf diesem historischen Felsen.

 


Am nächsten Tag war auch Lars wiedermal für einen Bouldertag zu haben und Obed, Jan und Miro entschieden sich dank seriösen Überredungskünsten von Manu und mir gegen das tief verschneite Chironico und für Osogna. In der kletterfreien Zeit hatte sich die strapazierfähige Elefantenlederhaut in ein bemitleidenswertes Häutchen eines Büroangestellten verwandelt. Mir wurde klar, dass das Jammern der Boulderkollegen, die nur ab und zu den Weg an die Felsen finden, gerechtfertigt ist. Darum liess ich alle Boulder mit scharfen Leisten wie "Gilette", die Manu besonders Freude (=Schmerz) bereiteten, aus. Stattdessen genoss ich lieber die Sonne und kletterte viele laut Schwierigkeitsgrad einfachere Boulder, die sich oftmals aber als ziemlich komplex entpuppten. "Samba" war noch einfach, "Mamba" wartete mit einer listigen offenen Türe am Ende. Zusammen mit Lars kletterte ich die steilen, weniger technischen Boulder am "Homework"-Block, bevor wir uns alle zusammen gegen Abend am "Barack Obama"-Block einfanden.  

"Sea World" konnte ich schnell durchsteigen, aber in "Barack Obama" fanden wir keine brauchbare Lösung. Viel zu lange probierten wir zu tief zu queren. Irgendwann fand Manu die seriöse Untergriffbeta und Obed folgte ihm sogleich. Ich hatte mehr Mühe, doch nach einer kleinen Korrekur für mein Beweglichkeitsdefizit konnte ich schlussendlich auch aussteigen. "Stanza Con Vista" forderte ein letztes Mal Technik und Übersicht, danach war genug gebouldert für heute. Merci für alles!

Danke Dani für dieses Bild von letztem Jahr, als ich hier nicht mehr weiter kam.

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