Samstag, 23. März 2013

Schattental

Wenn die Temperaturen wieder steigen, endet die Chironico-Saison langsam aber sicher. Der letzte Sektor, wo es sich noch angenehm klettern lässt, ist das Schattental. Im Flussbett finden sich einige glattpolierte Felsen, die wirklich guten Blöcke stehen aber weiter oben im Wald. Der erste Besuch im Schattental führt uns nach dem Warmup in Vasco de Gama und Microcosmos zur Pet Terapie (Bild oben: Chrigu am Sloper von Pet Terapie). Der Stehstart ist ein wunderschöner Boulder für sich, der Sitzstart fügt einige kräftige Züge hinzu. Wir brauchen einige Versuche, bis die richtige Beta gefunden ist. Chrigu entdeckt die perfekte Lösung für den ersten Move, die eine erfolgreiche Begehung ermöglicht.


Ein weiterer Klassiker neben der Pet Terapie sit down heisst Bridge over Troubled Water (Bild links). Dieser geniale Lowball fügt einige anspruchsvolle Züge zum mehr oder weniger einfachen Stehstart hinzu. Der Sitzstart ist technisch ziemlich anspruchsvoll und die schlechten Griffe lassen keinen Spielraum für zahlreiche Lösungen. Beim ersten Besuch an diesem Boulder bleibt das A**** am Boden sitzen. Mit Sebastians Beta fühlt sich der Zug jedoch plötzlich ziemlich gut an. Das Auflösen klappt genauso, aber dafür wird der weite Zug von der abschüssigen Leiste zum Henkel zur Crux. Der Erfolg kommt darum erst beim nächsten Besuch mit frischer Fingerhaut.

Bei den relativ neuen Bouldern Sollbruchstelle von Guntram Jörg (Video) und Schnittstelle von Heiko Queitsch ist leider ein grosser Griff ausgebrochen. Schnittstelle ist deutlich einfacher, weil in der Cruxpassage zuoberst nun ein ziemlich grosser Tritt die Züge entschärft. In der Sollbruchstelle ist der Unterschied noch extremer. Die kleine Leiste muss nur kurz gehalten werden, vom neu entstandenen Henkel können die Füsse direkt zur Kante geschwungen werden. Es ist immer noch ein lustiger Boulder, für uns aber leider auch ein Projekt weniger. Projekte haben wir hier jedoch trotzdem mehr als genug. Ein Boulder, den wir nächstes Jahr sicher wieder ansteuern, ist Nobody ist der Grösste. Der Kletterstil an diesem Block ist nicht zu vergleichen mit den anderen Problemen in Chironico. Der vom Bach geformte Fels liess nur genau die nötigen Strukturen zurück. Das zweite Mega-Testpiece, das wir auch kurz angeschaut haben, heisst Conquistador. Diese Compression-Line scheint etwas vom Besten zu sein, das Chironico zu bieten hat.

Auch einfachere lohnende Boulder gibt es im Schattental. Die kräftige und fingerlastige Linie von Os Veritatis gehört sicher dazu. Botero am gleichen Block oder God Save The Queen sind kleine Boulder, die schön zu klettern sind.

Den offiziellen Saison-Abschluss feiern aber schlussendlich Andrea, Beni und Michi an einem richtig warmen Frühlingstag im New Age und Centrale-Sektor. Hier haben sich einige Boulder vor unseren bisherigen Erkundungstouren versteckt. Shopping Estremo liegt am Morgen, als wir ankommen, voll in der Sonne. Die Griffe scheinen schon länger nicht mehr geputzt worden zu sein, darum müssen wir uns ziemlich anstrengen. Die nächste wirklich tolle Linie ist Diagon Halley. Michi kann diese kräftigen Züge an guten Leisten gleich im ersten Versuch zusammenhängen und Beni kann sein "altes Projekt" auch abhaken. Am gleichen Block klettern wir Pink Lady, bevor wir uns an den Mantle La Rivincita dei Ticinesi (Bild unten) wagen. Gegen Abend werden die Temperaturen langsam erträglicher und wir bouldern möglichst viel: die Platte Dessert, den One-Mover Il Moccolo oder die lustige kleine Traverse Rutti e Scoregge. Im Dunkeln wird zum Auspowern Doctor Med Dent wiederholt, bis die Arme versagen. Zufrieden fahren wir wahrscheinlich das letzte Mal diese Saison nach Hause und freuen uns schon jetzt auf die Zeit, wenn wir wieder ins Tessin fahren. Es gibt noch viel zu tun. We'll be back!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen